Unser Dorf

Rittersdorf ist der höchst gelegene Ort (450 m über dem Meeresspiegel) der Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld im Weimarer Land, auf der Saale-Ilmplatte angesiedelt. 

Von hier öffnet sich nach Südwesten hin ein weiter Blick ins Ilmtal nach Stadtilm und zum Thüringer Wald mit Kickelhahn, Schneekopf und Inselsberg. Südlich des Dorfes befindet sich ein ausgedehntes Waldgebiet. Etwas oberhalb des Ortes schaut man nordwestlich zum Riechheimer Berg und zum Oberschloss Kranichfeld und in nördlicher Richtung zum Ettersberg bei Weimar sowie auf die Höhen Bad Berkas.

Rittersdorf wurde vor etwa 700 Jahren im Zusammenhang mit dem Namen des Erfurter Ratsmannes Ludwig von Rittirsdorf erwähnt. Die eigentliche fränkische Gründung dürfte aber bereits um 1150 erfolgt sein.
Seither wurden rings um das Dorf Felder auf dem kargen Kalkboden angelegt, die heute vorwiegend von der Agrargenossenschaft Tannroda mit moderner Technik bewirtschaftet werden.

Zur Gemeinde gehört Mohrental (etwa 1,5 Kilometer südwestlich gelegen) mit etwa 30 Einwohnern. Rittersdorf besitzt etwa 250 Einwohner.

Bei der Kirche, die dem Heiligen Georg geweiht wurde, befinden sich einige der ältesten Gebäude, deren Giebelseiten jeweils zur Straße weisen. Es sind meist ehemalige Bauernhöfe, die in der Mehrzahl ausgebaut und renoviert wurden.
Von etwa 1625 bis 1968 gab es die typische Dorfschule mit Mehrstufenunterricht. Danach wurden die Kinder in Kranichfeld unterrichtet. Heute besuchen die Schüler der Unterstufe die Grundschule in Tannroda, ab Klasse 5 stehen die Regelschule “Anna Sophia” in Kranichfeld und das Gymnasium in Blankenhain / Bad Berka zur Verfügung.

Unser Dorf ist verkehrsmäßig durch asphaltierte Ortsverbindungsstraßen an die B 85 über Treppendorf und Haufeld in Teichel und die B 87 in Kranichfeld oder Tannroda angebunden. So erreicht man Rudolstadt in 15 Minuten. Bis Weimar und zur Landeshauptstadt Erfurt sind es jeweils etwa 25 km. Man gelangt so per Bus oder PKW zur Arbeit oder zum Einkaufen.

Auch in kultureller Hinsicht ergeben sich von hier aus zahlreiche Möglichkeiten:

Kranichfeld mit Oberschloss, Niederburg und Baumbachhaus
Bad Berka mit dem Coudrayhaus u.a.
Erfurt mit dem Dom, Theater/Opernhaus, Museen, Ausstellungen, Messen
Weimar mit dem Deutschen Nationaltheater, den zum UNESCO-Welterbe zählenden klassischen Stätten, dem Bauhaus usw.

Seit 1994 existiert eine rührige Vereinsgemeinschaft, die die gemeindeeigene Gastwirtschaft (zwei Gastzimmer, Küche und Saal) nutzt, modernisiert und das gesellige Leben befördert. So gibt es alljährlich ein sehenswertes Faschingsprogramm, das zahlreiche Gäste aus den umliegenden Orten anzieht.
Die Räume dienen zu allen größeren Veranstaltungen (Kirmes, Weihnachtsfeier, Schultreffen und vieles mehr) der Gemeinde, können aber auch für Familienfeiern gemietet werden.

Der stumme Mahner

aus "Die Liebe in der Wasserburg", © 1994 Rhino Verlag Arnstadt

Einst lag in dieser Gegend zwischen Thangelstedt und Rittersdorf die im Dreißigjährigen Krieg verwüstete Gemeinde Markersdorf.

Ihr Pfarrer und Magister Hieronymus Güldenzopf stammte aus Blankenhain und war ein hoch gewachsener, starker Mann, dem man ansah, dass er nicht immer ein demutsvoller Geistlicher gewesen. Erst hatte er das Studium der Rechte begonnen, ehe er sich nach dem Tode seines besten Freundes, der in einem der zahllosen studentischen Händel fiel, Trost bei der Theologie suchte und fortan - ehedem selbst ein gar rauflustiger Geselle - gegen Hader und Gewalt zu Felde zog. Dazu hatte er während des Dreißigjährigen Krieges überreiche Gelegenheit.

Mit Frau und Tochter aus dem kleinen Pfarrhaus vertrieben und den Drangsalen durch die 1627/28 in und um Blankenhain einquartierten französischen Kriegsknechte unter Führung von Oberst Graf Johann von Merode ausgesetzt, wurde er nicht müde, den gequälten Bauern Trost zuzusprechen und mit dem Letzten aus seiner Tasche zu helfen.

Eines Tages saß er voll tiefer Verzweiflung über die nicht enden wollenden Gräuel in der ihm verbliebenen kleinen Kammer, als plötzlich Hilferufe an sein Ohr drangen. Noch ehe er sich erhoben hatte, stürzte die Tochter herein, kalkweiß das Gesicht, die Bluse zerfetzt. Mühsam nach Luft ringend, konnte sie nur noch stammeln:
"Ein Reiter ... Er hat mich verfolgt ..."

In diesem Moment splitterte die Tür unter dem rohen Tritt eines schweren Stiefels, und im Zimmer stand der Unhold. Gierig stierte er auf die Jungfrau, die sich in der hintersten Ecke zusammengekauert hatte. Schon kam er näher, wollte nach ihr greifen, da wirbelte ihn ein kräftiger Arm herum, und wuchtige Schläge prasselten auf ihn ein. Als dann der Vater noch in wildem Grimm das Beil aus dem Spind riss, entfloh der Wüstling mit bösem Racheschwur.

Es folgten Monate, da allmählich wieder Ruhe in das Dorf einkehrte. Die französischen Truppen waren abgezogen, die Felder mit dem restlichen Saatgut recht und schlecht bestellt, und auch das geschändete Gotteshaus hatte man notdürftig hergerichtet. Vollzählig war dort am 3. Mai 1629 die kleine verbliebene Gemeinde zur Sonntagspredigt versammelt. Gerade wollte der Pfarrer den Segen sprechen, als durch die schmalen Kirchenfenster Hufegetrappel, Waffenklirren und laute Kommandorufe ertönten. Dann öffnete sich krachend die Pforte, und herein stürmte eine wilde Horde: die zurückgekehrten Kriegsknechte Merodes.

Lähmendes Entsetzen ergriff die Gläubigen. Hilflos den blutrünstigen Feinden ausgeliefert, erwarteten sie zitternd das Ende. Einige hatten sich Schutz suchend um den Altar und die hohe Gestalt des Geistlichen gedrängt, doch sie wichen scheu zur Seite, als sich einer der rohen Eindringlinge mit gezückter Klinge und hassverzerrtem Gesicht näherte. Vor dem furchtlos blickendem Pfarrer blieb er stehen und sagte höhnisch: "Gott zum Gruße, Pfaff! Hab ich dir nicht gesagt, dass wir uns wiedersehen werden - damals, als du mich in deinem Haus so gastlich bewirtet?"

Da erkannte Hieronymus Güldenzopf den Bedränger seiner Tochter und wusste sogleich, dass dieser sein Mörder werden würde. Wohl quoll in ihm das Verlangen nach handgreiflichen Widerstand hoch, doch er sah die Sinnlosigkeit und meinte auch, damit das Los der Einwohner noch zu verschlimmern. So hob er nur die Hände über die Todgeweihten, ehe ihm das Schwert in die Brust fuhr.

Das war das Signal für ein furchtbares Gemetzel. Greise wie Kinder wurden hingeschlachtet, die Frauen geschändet, die Häuser verbrannt. Am Abend war aus dem einst blühenden Dorf ein schwelender Trümmerhaufen geworden, über dem die Raben schauerlich krächzten. Noch in derselben Nacht soll an der anklagend in den Himmel gereckten Ruine der Kirche die Schattengestalt des ermordeten Pfarrers erschienen sein, seine Gemeinde suchend, den Krieg verfluchend.

Auch in den folgenden Jahren will man ihn dort gesehen haben - als stummen Mahner an die Menschlichkeit und Nächstenliebe.

St. Georg und der Lindwurm

Rittersdorf liegt auf der Hochebene im Dreieck zwischen Tannroda, Kranichfeld und Teichel. Seine Kirche mit sehr hohem Turm grüßt hinüber zur Filialkirche in Haufeld, die einen sehr ähnlichen Turmaufsatz hat. Die Kirche ist dem Drachentöter, dem heiligen Georg, Schuzpatron der Ritter, geweiht worden. Daran erinnern die Wetterfahne und auch ein Gemeindesiegel mit dem Heiligen zu Pferde, den Drachen tötend.

Trotz des Ortsnamens gibt es von einer Ritterburg weder Reste noch Nachrichten, doch wird eine Niederlassung der Komturei des Deutschritterordens nicht ausgeschlossen.

Der Ort ist erstmals in einer Urkunde der Stadt Erfurt aus dem Jahre 1315 genannt. Einen Pfarrer gab es schriftlichen Nachrichten zufolge 1474.

Die Kirche jedoch ist wesentlich älter. Es soll eine sehr alte "Burkirche", eine Emporenkirche, gegeben haben. Damit ist aber nichts über die Datierung ausgesagt. Wir halten uns deshalb an das Bauwerk selbst, und das ist als romanische Chorturmkirche mit Apsis und Langhaus errichtet worden. Von Chor- und Triumphbogen sind Kämpferreste erhalten. Das Turmgeschoss, jetzt Sakristei, hat ein steinernes Tonnengewölbe. Im Turmbogengeschoss sieht man doppelte Rundbogenfenster in der Nord- und Ostseite und eine vermauerte Rundbogentür in der Langhaussüdseite. Die Apsis wurde abgebrochen und bis auf ein Fenster, das von der letzten Renovierung 1880 stammt, zugemauert. In der Westfassade über der Eingangstür befindet sich ein kleines Spitzbogenfenster, und in der Südwestecke ist auf einem Stein mit Inschrift die Jahreszahl 1595 zu lesen.

"Pax intrantibus, salus exeintibus." Diesen Satz haben wir schon an der Kirche von Thangelstedt gefunden, nun lesen wir ihn auch hier über der Kirchentür zusammen mit der Jahreszahl 1716. Den Rittersdorfern hat dieser Segensspruch an der Nachbarkirche, der dort vier Jahre vorher angeschrieben wurde, bestimmt so gut gefallen, dass sie ihn auch an ihrem Gotteshaus gerne sahen. Damals veränderten sie die Kirche, bauten die Holztonne, Emporen und große Rechteckfenster ein.

Ein halbes Jahrhundert später, 1767, setzte man dem Turm die Schweifkuppel mit Laterne und Helmchen auf. Bemerkenswert ist der Kanzelaltar vor der mit Brettern verschlagenen Triumphbogenöffnung. Wahrscheinlich schon am Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, ist er einer der ältesten Kanzelaltäre der Umgebung. Er hat gedrehte Ecksäulen und seitlich bis oben über den Schalldeckel geschnitzte Bretter.

Im Jahre 1994 konnte die Kirche nach umfangreicher Sanierung und Restaurierung wieder eingeweiht werden. Im Oktober 1998 wurde die Restaurierung der Orgel gefeiert. Unsere Orgel ist auch etwas Besonderes. Sie stammt aus der Landeshaftanstalt in Untermaßfeld.

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